Webseite von Klaus Daubner
University of Uath

Erfahrungsbericht: Auslandsstudium an der University of Utah

Ein Auslandsstudium ist ein unvergessliches und bereicherndes Erlebnis. Ich kennen niemanden der von seinem Auslandsaufenthalt nicht begeister war. Nach der Studienzeit hat man mit Sicherheit kaum mehr so leicht die Möglichkeit ein Jahr in dem Land seiner Wahl zu verbringen. Das Ziel meiner Wahl war die University of Utah in Salt Lake City, Utah, USA. Auch für mich war mein Aufenthalt ein unglaublich geniales Erlebnis und meine Entscheidung für Utah habe ich nie bezweifelt.

Ich war erst ziemlich spät in meinem Informatikstudium in Utah. Nach meinem Aufenthalt habe ich nur noch meine Diplomarbeit geschrieben. Grundsätzlich ist es in den USA auch eher ein Vorteil etwas älter zu sein. Unter 21 darf man in keine Bars und kann in Supermärkten nicht mal Bier kaufen. Das Alter wird auch wirklich überprüft. Selbst mit meinen damals 26 Jahren wurd ich praktisch immer nach einem Ausweis gefragt. Um einen Mietwagen zu bekommen, sollte man mindestens 25 Jahre alt sein. Unter 25 muss man mit recht extreme Aufschläge rechnen, ich habe Beträge um die $25 zusätzlich pro Tag zusätzlich gesehen.

Anreise, Mietwagen und Übernachtung

Bei mir standen keine Prüfungen mehr an wodurch ich schon drei Wochen vor Uni Start anreisen konnte. Dadurch hat man genügend Zeit alles nötige in Ruhe zu erledigen und sich eine Wohung zu suchen. Die Zeit reicht sogar noch für einen mehrtätigen Ausflug.

Für die erste Zeit hatte ich einen Mietwagen, den ich bereits vor der Abreise über Hertz reserviert habe. Auch alle weiteren Mietwagen habe ich über die deutsche Webseite von Hertz gebucht, da so schon alle Versicherungen enthalten sind und die Kosten allgemein um einiges geringer ausfallen. Im sehr schönen University Guest House kann man als zukünftiger Student zu sehr günstigen Preisen übernachten. Zunächst dachte ich das wäre nur ein Angebot für Studenten die auf den Einzug in die Dorms (Studentenwohnheim) warten und habe zuvor ein paar Nächte im Motel 6 zu etwa dem selben Preis übernachtet! Motel 6 sind so ziemlich die billigsten Motels.

Salt Lake Valley

Wohnen

The Avenues Für das Wohnen kann man sich zwischen "on campus" und "off campus" entscheiden. Beides hat Vor- und Nachteile. In den Dorms auf dem Campus ist man sicher näher am geschehen, hat aber auch weniger Ruhe (es sind WG's) und darf theoretisch keinen Alkohol trinken oder überhaupt besitzen. Der Campus ist ein "dry campus". Das ist recht üblich, nicht nur an Utahs Universitäten. Nicht das es die Studenten in den Dorms abgehalten hätte.

Ich habe mich für ein Appartment ausserhalb des Campus entschieden. Eine besonders zu empfehlende Gegend sind die "Avenues" die Nord-Westlich vom Campus liegen. Die Straßen heißen 1st Avenue, 2nd Avenue usw. daher der Name. Es ist eines der älteren Wohngebiete von Salt Lake City und durch die Alleen aus alten und großen Bäumen sehr schön, besonders im Herbst. Die Busverbindung zur Uni ist sehr gut und es gibt zentral einen großen Supermarkt (Smith's). Man kann, jeh nach dem wo man genau in den Avenus wohnt, auch zu Uni laufen oder natürlich mit dem Rad fahren. Viele die off campus gewohnt haben waren allerdins in WG's, oder habe sich zu mehrt ein Haus gemietet.

Eine Wohnung findet man z.B. durch "Classifieds", also Anzeigen in Tageszeitungen (Classifieds von "The Salt Lake Tribune"), auf Craigslist oder direkt durch umherfahren in der gewünschten Gegend. Freie Appartments oder Zimmer in WG's werden durch "For Rent" Schilder beworben auf denen auch immer Telefonnummern stehen.

Studium

An der University of Utah ist man als "undergrad" (Studium zum Bachelor), eingestuft. Um trotzdem "graduate" (Studium zum Master) Kurse belegen zu können, fragt man bei den Dozenten nach und wenn diese ihr OK geben kann man sich online für deren Kurse registrieren. Das war nie ein Problem. Auch die Anrechnung in Deutschland war kein Thema, ich habe allerdings vorher mit den Professoren in Stuttgart geredet und gefragt ob es möglich ist. Wie man welche Kurse anrechnen kann hängt natürlich vom jeweiligen Studienplan ab. In der Informatik gibt es im Hauptstudium einen Wahlbereich der ziemlich flexibel zu belegen ist, da habe ich die Kurse angerechnet. Schwer waren die Kurse nicht unbedingt, sie waren allerdings viel Arbeit. Es gibt vorlesungsbegleitende Projekte oder praktische Aufgaben die auch bewertet werden sowie im Normalfall zwei Prüfungen pro Semester, die "Midterms" und die "Finals".

Um "in status" zu bleiben, also um den internationalen Studentenstatus zu behalten (und somit auch die Aufenthaltsgenemigung), müssen mindestens Kurse für 12 credits belegt werden. Für graduate Studenten sind es eigentlich nur 9 credits, als offizieller undergrad muss man aber trotz der belegten graduate Kurse 12 credits belegen. Ein Kurs gibt in der Regel 3 credits.

Neben den fachlich relevanten Kursen habe ich einige "fun classes" belegt. Es waren Meteorologie, Golf, Bowling und einen Skilehrer Kurs. Der letzere war besonders klasse. Man lernt Skifahren zu unterrichten und wird dabei von Alta's Skilehrern auch noch trainiert. Teil des Kurses war zudem das Unterrichten einer Gruppe Kinder an zwei Samstagen. Weiterhin unterrichtet man im anschließenden Frühjaressemester Studenten in den ebenfalls von Uni angebotenen Ski Kursen.

Den Master bei so einem Aufenthalt zu erwerben ist grundsätzlich schon möglich, aber kaum in zwei Semestern zu schaffen. Ich hatte mich desswegen informiert und hätte vermutlich ein ganzes Jahr länger bleiben müssen. Ein Zulassungstest ist darüberhinaus auch noch nötig. Der Test heißt GRE (Graduate Record Examination) und ist angeblich ziemlich schwer, also nichts worauf man sich mal eben 1-2 Wochen vorbereitet. Der Aufwand (vor allem der um ein Jahr verlängerte Aufenthalt) war es mir daher nicht Wert. Es sieht zwar gut aus, ist aber im Grunde auch kein Großartig anderer Abschluss als das Diplom.

Anschließendes Auslandspraktikum

Meinen Aufenthalt habe ich im Anschluss mit einem sechsmonatigen Praktikum in Kalifornien verlängert. Ein Praktikum kann ich sehr empfehlen, weil man so auch noch die amerikanische Arbeitswelt kennen lernen kann. Ausserdem denke ich dass für Bewerbungen nach dem Studium ein Auslandspraktikum eher von Vorteil ist als ein Master.

Aus zwei Gründen ist ein angeschlossenes Auslandspraktikum besonders unproblematisch. Erstens kann man sich von den USA aus bewerben und eine amerikanische Adresse auf der Bewerbung ist für Firmen weit weniger abschreckend als eine ausländische. Zweitens kann man über die Uni seinen Aufenthalt für ein OPT (Optional Practial Training) verlängern. Voraussetzung ist nur ein Stellenangebot das thematisch zum Studienfach passt. Dadurch bekommt man direkt eine Arbeitserlaubnis und das Visum wird verlängert, alles kostenlos. Die Firma hat dadurch überhaupt keine Probleme, sie müsste sonst das Visum sponsorn was nicht ganz billig ist.

Freizeit und Roadtrips

Utah wird nicht zu Unrecht als "Outdoors State" bezeichnet. Die Landschaft und die Natur sind ein absolutes Highlight. Roadtrips nach Südutah sind praktisch ein Muss. Die dortigen Nationalparks Arches NP, Canyonlands NP, Bryce Canyon NP und Zion NP sind sehr schön und haben einiges zu bieten. Richtung norden, wenn auch nicht mehr in Utah, ist der Yellowstone NP der mit seinen vulkanischen Gegebenheiten, Gysieren und heißen Quellen ebenfalls sehr faszinierend und sehenswert ist. Ich war inzwischen in fast allen Nationalparks im Westen der USA und Yellowstone ist auf jeden Fall ein Highlight. Wobei die Nationalparks so unterschiedlich sind, dass man sie eigentlich nicht vergleichen kann. Bilder von Ausflügen zu diesen Nationalparks findet Ihr auch auf meiner Webseite.

In der näheren Umgebung kann man sich den Antilope Island Statepark und die Kennecott Kupfermine anschauen. Angeblich die weltweit größte übertage Kupfermine. Nicht weit weg sind auch die Bonneville Salt Flats die man über den landschaftlich sehr schönen Abschnitt der Interstate 80 nach Wendover erreicht. Bekannt sind die Salt Flats vor allem durch die jährlich stattfindende Speed Week, bei der versucht wird Geschwindigkeitsweltrekorde zu brechen.

Bonneville Salt Flats

Neben dem Sommer hat Utah aber auch im Winter viel zu bieten. Der Schnee ist zum Skifahren fantastisch und es schneit teilweise über Nacht 40cm fluffigen Pulverschnee. Ausserhalb präparierter Pisten zu fahren ist ganz normal und erlaubt, alles innerhalb des Skigebiets ist Lawinengesichert! Die schönsten Skigebiete in der näheren Umgebung sind Alta und Snowbird im Little Cottonwood Canyon. Für Snowbird hatte ich eine Saisonkarte die man als Student und über die Utah Freeskier Society (hatten einen Stand an der Uni) für um die $560 bekommen konnte. Das ist ein sehr guter Preis, für Saisonkarten zahlt man sonst über $1000 und eine Tageskarte bekommt man so etwa ab $70. Skifahren in den USA ist sehr teuer, dafür sind die Lifte häufig leer. Vor allem wenn man als Student auch unter der Woche fahren kann.

Ausgehen

Auch die Bars in Salt Lake City müssen sich nicht verstecken, was mir als Bar Fan sehr zu gute kam. Clubs gibt es natürlich auch, sind aber nicht meine Welt und ich kann daher auch nicht viel darüber sagen. Die für meinen Geschmack schönste Bar ist The Bayou die für ihre große Auswahl an Bieren aus aller Welt bekannt ist und daher auch The Beervana genannt wird. Neben leckerem Essen gibt es dort auch regelmäßig live Musik (hauptsächlich Jazz). Eine weitere Bar ist der Desert Edge Brew Pub im Trolley Square die zwar nicht an The Bayou rankommt, aber auch sehr schön ist und zudem ihr eigenes Bier braut.

Besonders zu Empfehlen ist auch die kostenlose Open Air Konzertserie Twilight Concert Series jeweils Donnerstags am Gallivan Center in Downtown Salt Lake City. Die eher rockigen Konzerte bestechen vor allem durch ihre tolle Atmosphäre und das bunt durchmischte Publikum. Die Konzertserie beginnt gerade zu der Zeit zu der man in Salt Lake City als Student ankommt und ist eine schöne Möglichkeit mit den anderen internationalen Studenten etwas zu unternehmen. Diese Konzerte haben mich nicht zuletzt wegen ihrer Atmosphäre sehr begeistert.